Rückblick: So war das vergangene Jahr aus Sicht der Kulturabteilung

Dieser Text wurde im Rahmen des Arbeitsintegrationsprogramms von Parterre Tangram von einer am Programm teilnehmenden Person recherchiert, verfasst und auf der Website publiziert.

Auf der Website von Parterre Tangram findet Ihr noch mehr Informationen zu unserer sozialen Arbeit.


Die Pressekonferenz an der die Absage der Fasnacht 2020 bekannt gegeben wurde und damit COVID-19 auch bei uns Realität wurde, jährte sich vor kurzem - aus diesem Anlass möchten wir in der Kulturabteilung einen Rückblick auf das vergangene Jahr werfen und unsere Eindrücke aus dieser Zeit wiedergeben.

“[Es] hat sich angefühlt wie eine Faust in die Magengegend.” 

Mit diesen Worten von Julia Planzer aus dem Kulturteam lässt sich das Gefühl wohl ganz gut wiedergeben, als die ersten nationalen Massnahmen gegen die Pandemie erlassen wurden und so zur Absage der Fasnacht geführt haben. Es war in Basel ein erster Schock für alle, aber besonders für die Kulturschaffenden - und brachte auf Grund unterschiedlicher kantonaler Regelungen Chaos. So musste im Parterre One das Konzert von 77 Bombay Street abgesagt werden, wofür schon 250 Tickets verkauft worden waren, während in anderen Kantonen Konzerte mit bis zu 700 Leuten noch möglich waren.

Die letzten Konzerte, die wir durchführen konnten, waren am 12. März die Auftritte von Tim Freitag im Parterre One und Raphael Martin im Atlantis.

Dann kam der richtig grosse Hammer für die Kulturbranche, als auf den 16. März die “ausserordentliche Lage” vom Bundesrat ausgerufen und so praktisch von einem Tag auf den anderen alles geschlossen wurde. 

In diesem ersten Moment fragten auch wir uns in der Kulturabteilung, wie weiter jetzt?

Der erste Lockdown war geprägt von Zusammenhalt und Zeit für private Projekte. So hat sich etwa unser Booker Robi Vilim über Gemüseanbau schlau gemacht, andere nutzten die Zeit zum Ausmisten und Angehen von lange nach hinten Verschobenem. Als Team sind wir zudem regelmässig über Zoom zu einem “Feierabendbier” zusammengesessen und haben uns gegenseitig ausgetauscht und motiviert.

Den Zusammenhalt im ersten Lockdown haben wir auch in der Gesellschaft gespürt, als wir das Crowdfunding durchgeführt haben. Die Rückmeldungen waren schlicht überwältigend, so viele Leute haben gespendet und uns damit den Rücken gestärkt. Das hat nach den ganzen Diskussionen darüber, wie systemrelevant Kultur denn eigentlich sei, sehr gut getan. Man hat gemerkt, dass gerade in einer solchen Ausnahmesituation gerade Kultur und Musik sehr wichtig sind für die Menschen. Wir sind allen für diese Unterstützung sehr dankbar!

Mit dem herannahenden Sommer gingen die Fallzahlen runter und damit kamen auch wieder die ersten schrittweisen Lockerungen, was auch uns wieder ermöglichte, Events zu planen und organisieren. Wir hatten die Hoffnung, dass der Spuk im Sommer zu Ende sein würde, weshalb etwaige Konzertverschiebungen hingenommen wurden, auch wenn diese mitunter frustrierend waren. 

Trotzdem, wir haben Day Parties, verschiedene Konzerte, und sogar ein Open-Air-Konzert mit 400 Leuten im August durchgeführt. Es war nach dem Stillstand im Lockdown eine schon fast verrückte Zeit. Es gab sogar ein Hauch von Normalität als wir im September und Oktober erfolgreich Hammerkonzerte von unter anderem der Jackets/Psycho Daisies, Hot Like Sushi/Fraiche, und auch FATCAT durchführen konnten (unter Einhaltung der Sicherheitsmassnahmen versteht sich!). 

Ein eigentlich toller Start in die neue Saison, doch COVID-19 hat uns mit einer zweiten Welle schnell wieder eingeholt. Mit den kälteren Temperaturen stiegen auch die Fallzahlen wieder, und so gab es neue Massnahmen, wie etwa die Maskenpflicht überall oder die Anzahl Leute, die noch eingelassen werden konnten, bis hin zur Absage aller Parties und Konzerte. Für Praktikantin Julia Stohler war in dieser Zeit gerade die unübersichtliche Kommunikation zu den Massnahmen anstrengend, besonders wie lange diese gültig sind, etc., da diese jedes Mal auch ein Absagen und Umplanen zur Folge hatten, bis irgendwann deutlich wurde, dass für eine Weile nichts mehr stattfinden würde.

Auf Grund der exponentiell steigenden Zahlen beschloss die Kantonsregierung von Basel-Stadt, auf Ende November erneut einen Lockdown auszurufen, und somit alle Kultur- und Freizeitbetriebe schliessen mussten. Innerhalb der Schweiz waren es zu diesem Zeitpunkt die striktesten Massnahmen - die Bundesregierung machte erst einen Monat später diesen Schritt.

Dieser zweite Lockdown ist für viele schwieriger als der erste, da die Zuversicht und Geduld bei vielen inzwischen erschöpft ist - in der Gesellschaft, aber besonders auch bei all jenen, die im Kulturbereich tätig sind. 

Wie lange dauert dieser Zustand noch? 

Das ist eine Frage, die wir uns in der Kulturabteilung auch stellen, denn im Moment herrscht eine grosse Verunsicherung überall. Keiner weiss genau, wann eine definitive Besserung in Sicht ist. Schon im Sommer? Oder doch erst nächstes Jahr? 

Die ganze Situation ist belastend, vor allem psychisch, aber für viele Kulturschaffende auch finanziell. Dadurch stehen überall Existenzen auf dem Spiel. Alles, was uns bleibt ist, die Hoffnung nicht zu verlieren, dass man den ganzen Aufwand gerade nicht umsonst betreibt, und uns immer wieder zu motivieren weiterzumachen.

Positiv für uns ist, dass wir uns als Team näher gekommen sind und auch neue Formate ausprobieren konnten, die so vielleicht im Normalbetrieb gar nicht möglich gewesen wären. Und eine weitere positive Entwicklung ist auch, dass sich laut Booker Torsten Sarfert mittlerweile zu vielen Künstlern und Agenturen ein schon fast freundschaftlicher Kontakt entwickelt hat, der sicherlich in der Zeit nach COVID-19 noch von Vorteil sein wird.

Ausblicke sind momentan schwierig, da vieles von den weiteren Entwicklungen abhängt. Wir versuchen aber trotzdem, positiv zu bleiben - der Sommer mit seinen wärmeren Temperaturen lässt uns hoffen. So sind wir bereits dran, Konzerte und andere coole Dinge zu planen, wobei wir uns auf die Aussenbereiche konzentrieren und unsere Pläne möglichst flexibel halten. Ganz nach dem Motto: Egal ob 50 oder 250 Leute zugelassen sind, wir machen das!

 

Bis hoffentlich bald!


09.04.2021

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